Auf Papier oder digital?

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„Du wanderst doch so viel, schreib doch ein Buch darüber!“. Klar doch. Die Weltbevölkerung hat gerade auf meine Erstausgabe eines Wanderbuches gewartet und die Verleger stehen auch Schlange, um mein Wanderbuch zu veröffentlichen. Da stellt sich nur noch die Frage, ob in einer Erstauflage von 1 Million oder gleich von zwei Millionen…

Doch kehren wir zurück zur Realität. Schon mal in einer Buchhandlung bei den Wanderbüchern geschmöckert? Die Menge der Wander-Bücher ist recht beachtlich. Deren Inhalt oftmals weniger. Da findet man alles. Die Schwarz-Weiss-Ausgaben ohne Bilder mit erdrückenden Textkonserven und vielleicht ein paar handgemalten Zeichnungen, die Wanderrouten darstellen sollen. Oder Bücher mit Wanderbeschreibungen, bei denen bereits nach zwei Sätzen eine zweiseitige historische Abhandlung über eine Kirche folgt, welche entlang der Wanderroute als Sehenswürdigkeit angepriesen wird. Ich frage mich schon, was dies mit einem Wanderbuch zu tun hat oder ob es nur darum geht, das Buch so auszuschmücken, dass es das Prädikat Buch überhaupt verdient. Über Google oder Wikipedia hol ich mir bei Bedarf solche historischen Informationen mit ein paar Klicks rein und könnte allein damit einen Abend lesend verbringen. Aber ich kaufe als Konsument ja eher ein Wanderbuch, um mir einige Ideen für meine nächste Wanderungen zu holen. Im Büchergestell des Buchladens lese ich einige Titel: „Die 15 schönsten Wanderungen in der Schweiz“, „Top-Wanderungen in der Schweiz“ oder etwas lokaler vielleicht „Wandern im Emmental“.Wer den Inhalt der gekauften Bücher dann zuhause studiert, stellt in der Regel sehr schnell fest, dass es da viele Überschneidungen gibt. Beschrieben werden vor allem die ewigen Wander-Burner. Kein Wunder, ein Buch hat eine begrenzte Seitenzahl und da will man ja nicht über Nebenschauplätze schreiben, obwohl das Schweizer Wanderwegnetz über 60‘000 km lang ist und die unbekannteren Gegenden durchaus ihren Reiz zum Wandern haben. Selbstverständlich finden sich unter den Wanderbüchern auch einige Juwelen. Mich sprechen vor allem diejenigen an, bei denen ein Blick auf ein wundervolles Bild genügt und sofort das Bedürfnis entsteht, den Rucksack zu packen und dieses traumhafte Stück Natur kennenzulernen.

Irgendwie hat mich die Idee schon fasziniert, über mein grösstes Hobby zu schreiben. Aber das Ganze auf Papier zu bringen und dann noch so, dass es jemand wirklich liest, ist schon eine gewaltige Herausforderung. Zudem ist die Buchform in den Möglichkeiten doch sehr begrenzt. Da wäre also noch die digitale Alternative, die mir auch etwas zeitgemässer erscheint. Gedacht, getan. Material sammeln, mir Gedanken über die Gestaltung der Webseite machen und dann los! Auch wenn die Vorteile eines "digitalen Wanderbuches" im Internets überwiegen, so einfach ging es dann auch nicht. Natürlich habe ich bereits seit 2004 alle meine Wanderungen gut dokumentiert, dachte ich zumindest. Bei der Bearbeitung gab es aber doch noch einiges an nicht einkalkulierter Mehrarbeit. Und auf einmal musste ich mich mit ganz neuen Begriffen herumgeschlagen. HTML, CMS, SEO und Hosting, um nur einige Beispiele zu nennen. Schlussendlich habe ich es aber geschafft. Am 1. Mai 2015 ging mein eigenes Wanderportal www.netz-wandern.ch online. Vorgestellt werden darin vorerst über 300 Sommer- bzw. Tageswanderungen in der Schweiz. Zudem gibt es eine Menge zusätzlicher Informationen rund um das Thema Wandern. Und der Vorteil: Es lässt sich fast beliebig erweitern und ändern. Da spielt es keine Rolle, wenn die Route eines Wanderweges verändert wird. Die neue Wegstrecke ist schnell angepasst, während beim Papierexemplar erst in einer nächsten Auflage eine Korrektur angebracht werden kann. Ob eine Zweitauflage bei einem Wanderbuch wirklich realistisch ist., sei dahingestellt. Und eines bin ich mir fast sicher: Mit der digitalen Version habe ich innert zwei Monaten bereits mehr Leute erreicht als nur annähernd mit einem Wander-Buch in Papierform. Für mich stimmt auf jeden Fall die digitale Wahl.

Veröffentlicht am Sonntag, 19. Juli 2015


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